März 2019

Auch wenn der Winter nun vorbei ist und die letzten 6 Monate so schön und eigentlich ohne große Probleme vergangen sind, hat der März nicht so schön angefangen.

Wir haben am Freitag, 01. März, noch etwas im ersten Zentrum zusammengessesen und sind dann erst um 9 Uhr abends rausgegangen. Man muss sagen, dass das Metalltor am Eingang des Geländes ziemlich laut sein kann und so kam es, dass ein Mann sehr schnell von der Wiese gegenüber auf uns zuging. Meine Mentorin Kristina meinte noch, dass er auf uns zugeht, aber die anderen sind einfach weiter. Ich habe aber noch ein bisschen gewartet, weil ich auf Nummer sicher gehen, und den Mann nicht im Rücken stehen haben wollte.

Und tatsächlich kam er auf uns zu, mehr als nur ein bisschen angetrunken, mit einer Glasflasche in der Hand und schon in der Stellung, mir sie über den Kopf zu hauen und sagt irgendwas, was ich nicht verstanden habe.. ich habe dann geantwortet, dass wir hier arbeiten und nach einigen Sekunden, bis es in seinem Kopf auch mal ankam, nahm er seinen Arm runter, gab uns allen die Hand und entschuldigte sich.

In diesem Moment war mir schon etwas unwohl, weil man ja nicht weiß, was in manchen Köpfen so vor sich geht, aber die Situation war auch schon wieder so schnell vorbei, wie sie kam. Danach haben die anderen mir erzählt, dass er meinte, dass wir Hooligans und Raudis seien, die ins Zentrum eingebrochen sind, meine Antwort aber doch irgendwie gepasst hat - nur warum sie den einzigen Ausländer, der starken Akzent hat, wenn er Russisch redet, mit einem aggressiven Mann reden lassen, um ihn zu beruhigen, ist mir bis heute ein Rätsel.

 

Dafür gab's dann am Montag schon wieder bessere Nachrichten, denn da kamen zwei neue Helfer aus Deutschland, genauer gesagt aus dem sächsischem Erzgebirge, in Odessa an. Es sind Anna-Marie und Lena-Marie, die schon 3 Monate in Israel waren und jetzt nochmal in Odessa mithelfen wollen - privat und auf eigene Kosten. Wohnen können sie aber mit Mirjam zusammen, da sie ja ein zweites großes Zimmer frei hat.

Anna-Marie wird nur 6 Wochen bleiben, aber Lena-Marie wieder für 3 Monate und beide helfen im Zentrum mit und wir haben uns sehr gefreut, weil sie etwas neuen Wind in die Arbeit mitbringen.

 

Frischer Wind kam auch, als die Stadt wieder etwas grüner wurde, denn dass auch in Odessa langsam der Frühling eingekehrt ist, merkt man daran, dass im März schon die ersten Blätter an den Bäumen und die Blumen aus den Boden sprießen - vor allem Tulpen kommen zum Vorschein.

Und besonders viele Blumen gab es am 08. März zu sehen, denn an diesem Datum ist ja Internationaler Weltfrauentag und dieser wird in der Ukraine sehr groß gefeiert.

Man schenkt eigentlich ziemlich jedem Mädchen oder Frau, die man kennt, eine Kleinigkeit, als auch vielleicht etwas Größeres. Mir kam es vor, als wäre dieser Tag wichtiger als Valentinstag und Muttertag zusammen - und das war er ja auch.

Deshalb haben wir Jungs von den Zentren auch unseren weiblichen Kolleginnen Schokolade und Blumen auf die Arbeit mitgenommen.

Da wir an diesem Tag frei hatten, hab ich unsere drei deutschen Mädchen überrascht und hab ihnen einen Tulpenstrauß und Schokokekse vorbeigebracht - danach sind wir noch gemeinsam ans Meer.

 

Außerdem habe ich meinen ersten Besuch erhalten, aber nicht wie man vielleicht jetzt denken könnte aus Deutschland, sondern aus der chinesischen Sonderprovinz Hong Kong. Meine Tandempartnerin Jule, die ihren Freiwilligendienst gerade in Peru macht, hat mir von CouchSurfing erzählt. Dabei geht es darum, sich mit fremden Menschen aus der ganzen Welt zu treffen, sich über Kulturen oder einfach normale Geschichten auszutauschen, die Gegend oder Stadt zeigen in der man wohnt und dann eben meistens noch, dass die Gäste bei einem für ein paar Tage übernachten - kostenlos.

Angefangen habe ich das Ganze vor allem, da ich ja eine Reise geplant habe, zu der ich am 21. März aufgebrochen bin.

Das Prinzip ist, dass einem die Gäste bewerten, wie man war, ob man sich gut gekümmert hat und eben auch um eine gewisse Sicherheit zu haben, dass die Person, bei der man übernachten wird, einigermaßen normal ist. Und um auch bei anderen Menschen leichter eine Möglichkeit haben, mich mit ihnen zu treffen oder gegebenfalls dort zu übernachten, habe ich so mit meinem Besuch aus Hong Kong meine erste Referenz bekommen und den ersten Schritt getan - mit Erfolg.

- Sieben Monate bin ich schon weg von daheim und ich freue mich schon auf die nächsten fünf Monate in der Ferne -

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