Zentrum Paustovskova (Паустовского)

Du bist schon öfters zu spät zur Arbeit gekommen? Hattest vielleicht Stau, kamst nass an weil es am Morgen regnete? Wie hört sich das an? Du wachst auf, wälzt dich ein paar mal im Bett hin und her, stehst auf, ziehst dich an und machst die Türe deines Zimmer auf. Und dann? Dann bist du auf der Arbeit? Willkommen in Paustovskova. Hier beginnt für mich mein dritter Arbeitstag in den Tageszentrum der "Lebendigen Hoffnung" hier in Odessa. Ein besonderes Zentrum, denn ich lebe nicht nur hier in diesen Zentrum in einem extra Zimmer, das übrigens sehr gemütlich ist (was nicht heißen soll, dass es klein wäre), sondern arbeite auch dort. Und auch hier ist es am dritten Tag etwas ganz Anderes als die Tage zuvor. Der Weg ist schon mal um einiges kürzer und bequemer und außerdem kannte ich mich schon aus, wo sich was befindet, man erkundet ja sein neues Zuhause gleich am Anfang.

 

Hier fiel mir gleich auf, dass pünktlich um 12 Uhr Kinder von ihren Eltern hergebracht werden: Ein paar Kinder sind nämlich noch nicht in der Schule, aber im Vorschulalter. Außerdem kommen hier viele Kinder, die erst in der ersten oder zweiten Klasse sind. Das bedeutete für mich am Anfang vor allem Eines: die totale Überforderung. Über zehn kleine Kinder die den ganzen Tag darauf gewartet haben zu spielen. In diesem Alter hatte man wohl noch mehr Power als ich sie heute besitze, musste ich leider feststellen.

 

Außerdem mussten wir nach den Sommerferien das Zentrum wieder ordentlich in Schuss bringen: Teppich ausklopfen. Da kam ich als frisches Mitglied wohl gerade recht und durfte erstmal 15 Minuten lang auf den Teppich, mitten im Viertel auf einem Art Klettergerüst, mit einem alten Besenstiel einschlagen. Vermutlich weil ich an diesem Tag auch der einzige Mann im Zentrum in Paustovskova war. Auf jeden Fall waren die Blicke der Nachbarn vielseitig, die ich jedoch nicht weiter beschreiben will. Als wir, oder ich, den riesen Teppich wieder nach drinnen verfrachtet haben, hab ich mich schon auf eine kleine Pause gefreut:Und dann kamen die Älteren von der Schule und wie schon in den zwei Zentren zuvor kam auch hier diese eine gewisse Frage: "Spielst du Fußball?" - Und keine 5 Minuten später stand ich in Sportklamotten auf dem Fußballplatz hinter dem Zentrum. Meinem roten Kopf zufolge bin ich wohl einem Halbmarathon gelaufen,  aber ich musste mich nach einer knappen Stunde (vielleicht auch einer guten halben Stunde :D) Fußballspielen geschlagen geben und bin dann wieder rein um mich ein bisschen zu den kleineren Kindern dazuzusetzen - es muss ja aufgepasst werden. Denn wie heißt es immer? Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

 

Irgendwann ging auch dieser Tag zu Ende und ich muss sagen, dass er bis jetzt der Anstrengenste war. Entspannung gab es dann im ersten Zentrum: Gemeinsam aus der Bibel gelesen, gesungen und sich unterhalten - kommen durfte jeder, der mochte - mittwochs ab 16 Jahren. Abends echt gut um sich von den ersten drei Arbeitstagen zu erholen und neue Kraft für die kommenden zwei zu sammeln. Auf diese bin ich nämlich auch schon ganz gespannt.