Zentrum Petrovka (Петровка)

Die welcome-days sind vorbei und ich bin schon so langsam hier angekommen. Und nun war es endlich soweit: der erste Arbeitstag in Odessa ist gekommen. Und der Tag begann wieder deutlich früher, als in den letzten Wochen in Deutschland, als man sowieso nicht wusste, was man in der Zeit zwischen Schulabschluss und seinem neuen Lebensabschnitt machen soll.

Um 7 Uhr morgens klingelte mein Wecker - Zeit zum aufstehen, duschen, sich im Bad zurecht machen und frühstücken. Und spätestens als wir uns erst um halb 9 auf dem Weg zur "Elektritschna", so wird hier der Elektrozug genannt, machten, fiel selbst mir auf, dass ich vielleicht ein bisschen zu früh aufgestanden bin. Aber egal, lieber zu früh als zu spät.

 

Um 9 Uhr stieg ich in den 4. Wagon zu, wo bereits Kristina, Mirjam und Sascha, eine Mitarbeiterin, die die Tageszentren nicht durchwechselt, sondern immer in Petrovka arbeitet, warteten. Der Zug fuhr nicht gerade in dem Tempo als man es von einem ICE in Deutschland gewohnt wäre, vermutlich auch durch die vielen Haltestellen bedingt, kamen wir aber schließlich eine Stunde später in einem Dorf namens Petrovka an. Hier steht das dritte Tageszentrum der "Lebendigen Hoffnung".

Zuerst ging es in einen kleinen Supermarkt, beziehungsweise einen typischen Dorfladen, um Besorgungen für's Mittagessen zu machen, bis um 12 dann auch schon die ersten Kinder ins Zentrum kamen.

Sie waren vermutlich genauso aufgeregt wie Mirjam und Ich, wer denn die neuen Volontäre aus Deutschland sind, und wir, wer denn die Kinder sind, mit denen wir unser Jahr gemeinsam verbringen dürfen.

 

Als wir die Kinder zum ersten Mal sahen fiel uns sofort eines auf: sie alle, egal ob klein, ob groß, sie waren äußerst schön angezogen. Die Mädchen meistens in Rock und schicker Bluse, die Haare zu Zöpfen mit Schleifchen drinnen zusammengebunden, die Jungs in Anzughose, sogar zum Teil auch Anzugschuhe, dazu ein weißes Hemd. Es waren zwar keine Schuluniformen, aber es wird wohl darauf großen Wert gelegt, dass man in der Schule ein angemessenes Outfit trägt und ein gutes Erscheinungsbild hat. Doch das blieb bei einigen nicht all zu lange angezogen, denn nach dem Hausaufgaben machen, waren zum Beispiel zum Spielen auf dem Fußballplatz ein Trikot und Torwarthandschuhe doch etwas praktischer. Natürlich haben sich vor allem die Jungs gefreut, dass nach einem Jahr Pause, dieses Jahr wieder ein Junge unter den Ukrainefreiwilligen dabei ist - jemand zum Fußballspielen.

 

Wie in jedem Tageszentrum gab es auch hier um 15 Uhr Mittagessen - für über 25 Kinder, genau gezählt hab ich sie aber ehrlich gesagt nicht. Spaghetti mit Tomatensoße. Das mag vermutlich jedes Kind dieser Erde und auch den Kindern in Petrovka hat's geschmeckt. Was sehr schön war: Jeder hat wo geholfen: Ob es beim Stühle hinrichten war, beim Tischdecken, beim Aufräumen, beim Abwischen, beim Spülen und beim Trocknen - es wurde zusammengeholfen. Nach ein paar Brettspielen endete der erste Arbeitstag, ein bisschen erschöpft zugegebener Maßen, um 17:30 Uhr. Wir dürfen nämlich die Elektrischna nicht verpassen, die uns nach Hause bringt. Ich freu mich schon drauf, wenn ich am Donnerstag wieder nach Petrovka fahre. Ich werde dort nämlich jeden Montag und Donnerstag meine Zeit mit den Kindern verbringen. Ich würde sagen, das war ein erfolgreicher erster Arbeitstag. :)