Dezember 2018

Der letzte Monat des Jahres 2018 ist bereits zu Ende und er war für mich ein wirklich schöner Abschluss für dieses mehr als aufregende Jahr:

Die Entscheidung für ein Jahr in die Ukraine zu gehen, die Abiturprüfungen und dann endlich den Abschluss zu haben, der Abschied von vielen Schulfreunden und die letzte gemeinsame Zeit am Abiball. Und später dann auch von wichtigen Freunden, Verwandten und Familie, um dann endlich in das Jahr meines Freiwilligendienstes zu starten. Und dass diese vier Monate, die ich bis jetzt schon verbringen durfte aufregend waren, das wisst ihr ja bereits.

Und auch am Anfang diesen Monats gab es ein kleines persönliches Highlight für mich, denn ich hab am 02. Dezember Geburtstag und habe diesen natürlich auch gefeiert. Allerdings etwas ruhiger, da ich eine Mandelentzündung hatte, wurden am Sonntag nur ein paar Freunde zu Tee und Kuchen, später noch Pizzabrötchen und

Nudelsalat eingeladen. Trotzdem war es der stressigste Tag, den ich hier bis jetzt hatte, wenn man am Sonntag auf einmal anfängt, alles was man braucht einzukaufen und am gleichen Tag alles vorbereitet. Aber der Stress hat sich gelohnt und wir hatten einen schönen Nachmittag/Abend. Eine Woche später hab ich dann noch mit meinen Kollegen gefeiert, mit Pizza und Tort Napoleon.


Ansonsten war der größte Teil des Dezembers ziemlich unspektakulär, da ich ja die erste Woche krank war und sonst nur normal zur Arbeit ging. Auch die einzige peinliche Geschichte war, als ich mir meinen Adventskalender gekauft habe. Es gibt ja hier diese Selbstbezahlkassen, wo du deine Produkte selber scannst und dann zahlst. Weil ich nicht zu viel denken wollte, habe ich bei der Sprachauswahl eben schnell auf Englisch gedrückt. Was ich nicht wusste: Der Automart fängt in einem Lärmpegel, in dem andere ein Haus abreissen, an mit mir zu reden. Natürlich gingen sofort alle Blicke auf mich, da ja normal alle Russisch oder Ukrainisch auswählen. Ich habe dann einfach so getan, als hätte ich mich verdrückt und habe mich künstlich immer lustig gemacht, wenn wieder was gesagt wurde - hat aber nicht ganz so funktioniert.

 

Am 19. Dezember wurde der Nikolaustag in den Zentren gefeiert, da haben dann alle Kinder einen kleinen Bus mit Süßigkeiten bekommen - inklusive mir. Richtig in Advents- oder Weihnachtsstimmung kam ich deswegen aber auch nicht, auch wenn in der Innenstadt Christbäume und viele Beleuchtungen waren. Es hat irgendwie gefehlt, daheim zu sitzen, Plätzchen zu backen, auf den Christkindlmarkt zu gehen und überall Weihnachtsmusik zu hören und zum Schluss auf den geschmückten Weihnachtsbaum im Wohnzimmer zu schauen.

Und dementsprechend war auch der 24. Dezember für meine Mitfreiwillige Mirjam und mich kein Tag, wie man es sonst gewöhnt war. Mit Familie den Tag daheim zu verbringen, am Abend gibt's dann wie jedes Jahr Bratwürstl, Blutwurst, Sauerkraut, Brezen, usw. Eben ein richtig bayerisches Weihnachtsessen - genau so wie ich es kenne und liebe. Aber wir haben an diesem Weihnachten im Steak- und Burgerrestaurant gegessen und haben unser eigenes kleines Weihnachten gefeiert, denn hier wird erst am 06. Januar gefeiert.

Ein kleiner Trost war dann, als wir am ersten Weihnachtsfeiertag im ersten Zentrum mit den Jugendlichen ein kleines Familienessen hatten und zusammen gefeiert habe, am Abend ging es dann ziemlich spontan auf ein Weihnachtskonzert.

 

Dafür kam dann noch kurz vor Ende des Monats ein kleines Highlight: die erste Reise in der Ukraine.

Und diese ging in den Westen des Landes, genauer gesagt nach Lemberg (Lwiw). Sie ist eine sehr europäische Großstadt und hat mich sehr an das Stadtbild von Prag erinnert, mit ihren alten Gebäuden und Kirchen. Natürlich hatte das Ganze noch einen extra Charme, da alles in Weihnachtslichterketten verhüllt war und man überall kleine Christkindlmarktbuden gefunden hat.

Gereist sind wir in diesen Weihnachtstraum zu fünft. Meine Mitfreiwillige Mirjam, unsere Mentorin Kristina, ein mit ihr befreundetes Pärchen und dann halt noch ich.

 

Die Reise ging erstmal sehr stressig los, denn wegen dem Stau in Odessa, hätten wir fast unseren Zug verpasst. Und dann mussten wir auch noch in den letzten Wagon, um einen Sitzplatz zu bekommen.. fast vergebens, denn wir waren sehr eingequetscht und sind verteilt gesessen. Leider habe ich keine Bilder vom Zug, aber ich kann ihn gerne beschreiben:

Ein alter Zug, der die Leute auch schon in Zeiten der Sowjetunion an ihr Ziel gebracht hat. Um die 15 Wagons waren es, jeder gefüllt mit Leuten, die auf den alten Ledersitzen rumhocken. Zwischendrin findet man viele kleine Holzschubkarren und ich frage mich irgendwie erst jetzt, wie sie diese Dinger in den Zug bekommen haben. Diese waren mit Mandarinenschachtelnvielen Kleidungen, Werkzeugen und sonst was weiß ich noch beladen. Die meisten Menschen sahen sehr verarmt aus, und als wäre alles, was sie bei sich haben, auf einen solcher Karren. Als ich auf dem Weg zum Klo durch vier solcher Wagons durchging, viel mir das alles erst auf, dass der Geruch auch nicht gerade der beste war, ist wohl von alleine gesagt, aber naja, es sollte ja noch besser kommen.

 

Sechs Stunden später kamen wir um 1:00 Uhr morgens dann in Winnizia an, eine kleine Stadt irgendwo zwischen Odessa und Lemberg und dort durften wir erst einmal 3 Stunden warten. Das Bahnhofsgebäude sah von innen genau so aus wie der Zug, indem wir angekommen sind. Überall sitzen Leute, ein paar Taschen oder so einen kleinen Holzschubkarren bei sich und warten auf ihren Zug. Währenddessen kam auch immer wieder ein Bettler zu uns, hat uns angesprochen und wirre Sachen geredet und dann auch noch gruselig angefangen zu singen. Das war das erste Mal, dass ich echt Angst hatte, weil keiner wusste, wie der Mensch drauf ist und was er sonst noch alles macht.

Aber nach 3 Stunden warten ging es dann endlich weiter und unser Schlafzug kam eingetrodelt.

Auch hier sind ca. 25 Wagons, davon ein Drittel Platzkart, das was wir auch gebucht hatten.

Man steigt in den Zug ein, dann ein schmaler Gang. Es ist ziemlich finster im Zug und es gibt nur sehr gedimmtes Licht. Links und rechts begrüßen dich nackte Füße, die aus den Betten hervorstehen und deswegen war nebem dem Geruch von Benzin auch noch der angenehme Duft von 60 Mitreisenden in der Luft zu verspüren, die auf engsten Raum schon seit Stunden in der Hitze unterwegs sind.

Unsere Betten haben wir dann auch irgendwo in der Mitte gefunden und zum Glück hatten wir einen Platz unten und einen Platz oben, sodass wir unser Gepäck unten verstauen und daraufliegen konnten.

Aber auch hier sind wir nach 6 Stunden und einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht angekommen. Wir hatten auch noch eine kleine Unterhaltung, da ich meine Lieblingssüßigkeiten auf Reisen mitgenommen habe. Wir haben dann dadurch nette Gespräche geführt mit anderen Gästen und sogar ein Glas eingemachte Pilze bekommen.

 

Unsere Unterkunft in Lemberg war gut gelegen. Supermarkt war nicht weit und bis zum nächsten Bus und Straßenbahn direkt in die Innenstadt waren es auch nur 5 Minuten. Da wir in einem Art christlichen Jugendherberge mit Konferrenzräumen und Kirche untergekommen waren, kam uns das Ganze durch Kontakte sehr billig, sodass jeder für 4 Nächte ca. 10€ gezahlt hatte.

Die nächsten Tage haben wir dann damit verbracht, uns die Stadt anzuschauen, auf die Weihnachtsmärkte zu gehen und ein paar Spezialitäten aus der Stadt zu probieren, da sie vor allem für seinen Kaffee, sowie Schokolade und Pralinen bekannt ist.

 

Am 31. Dezember habe ich dann einen Verlobungsring in die Hand gedrückt bekommen von meinem Mitreisenden - ich musste auf diesen aufpassen und sollte ihn ihm dann geben, wenn er seiner Freundin einen Heiratsantrag machen will. Mehrere Stunden sind wir durch die Stadt gelatscht um einen schönen Platz zu finden, waren sogar in einem schönen Café bis wir dann auf einen Berg raufgegangen sind, von dem man einen Überblick über die ganze Stadt hat. Es war ein wirklich einzigartiger Anblick und um 23:55 Uhr war es dann auch endlich so weit, denn recht viel später hätte er auch nicht fragen können. Danach hörte man auch schon die Sektkorken schießen und die Leute am SingenNeujahr mit einem Ausblick über die ganze Stadt - eigentlich schön. Wenn die Leute nicht gestreikt hätten und es deswegen fast kein Feuerwerk gab, aber naja.

 


Es war trotzdem ein schöner Auflug und vor allem für unsere erste Reise mehr als aufregend.

Achja, sie hat übrigens "Ja" gesagt und heiraten vermutlich im September.

- Vier Monate bin ich schon weg von daheim und ich freue mich schon auf die nächsten acht Monate in der Ferne -

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Kommentare: 1
  • #1

    Christine Utermöhlen (Mittwoch, 10 April 2019 11:27)

    Lieber Nico, wenn der „Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg halt zum Propheten“!
    Hab oft an dich gedacht, gerade zur Advents-und Weihnachtzeit und natürlich auch zum Jahreswechsel, den du an einer aussergewöhnlichen Stelle mit erleben durftest.
    Durch deinen Blog bin ich nun wieder gut über alles informiert!
    Es macht mich sehr glücklich, dass es dir gut geht und du deinen Entschluss zum freiwilligen Jahr nicht bereut hast! Das ist mehr als ein gutes Zeichen und ja- es wird dich menschlich viel mehr prägen, als es dir heute bewusst ist!
    Trotzdem freue ich mich schon heute, wenn du gesund und voll von all deinen Erlebnissen wieder in München von deiner Familie abgeholt wirst. Das wird ein wunderbarer und emotionaler Tag sein! Du kochst gerne?? Ein guter Schweinebraten mit Semmelknödel geht also immer?? Bis heute mein bayrisches „Nationalgericht“!
    Also, wenn du wieder daheim bist, sag Bescheid, wenn das Essen fertig ist..und ich eile in meine Heimat und freue mich darauf, dich auch einmal herzlich drücken zu dürfen! � Ich bleibe am Ball und verfolge natürlich weitere Neuigkeiten aus Odessa.
    Pass bis dahin gut auch dich auf! ��Das musst du sicher nicht nur mir sondern all deinen Lieben versprechen, die sich auf den Tag deiner Rückkehr freuen und auf dich warten! Fühl dich bis dahin herzlich umarmt und gedrückt ��von deiner Tante Christel